Ein Wort zum Kopieren
Die Sensibilität für das Kopieren von Werken Anderer war ein Gesprächsthema, das in der Polymer Clay Gemeinschaft im letzten Jahr im Zentrum der Aufmerksamkeit stand. Es ist ein Thema, das offen diskutiert werden sollte. Ich bin mir jedoch sicher, dass wir als Gemeinschaft eine Zusammenstellung von Richtlinien erreichen können, die nicht behindernd, sondern angemessen sind. Ich möchte nun meine Gedanken dazu darlegen.
Artikel, wie sie zum Beispiel in „Bead and Button“ ( Amerik. Magazin für Perlen-Entusiasten. A.d.Ü.) erscheinen, beschreiben für gewöhnlich wie ein Künstler ein bestimmtes Schmuckstück herstellt. So ein Artikel könnte 1. eine Reihe von Techniken, 2. ein bestimmtes (Entwurfs-) Thema und 3. eine bestimmte Auswahl von Farben oder Formen oder eine bestimmte Art ein Schmuckstück zusammenzustellen zeigen. Jeder einzelne dieser Schritte wird zur Benutzung durch Dich (den Leser A.d.Ü.) vorgestellt. Jeder einzelne Schritt ist öffentlich zugänglich (public domain). Durch die Veröffentlichung wird das gesamte Konzept genau dieses Werkes mit dem entsprechenden Künstler verbunden. Die Veröffentlichung hilft diese spezielle Verbindung zu belegen. Im günstigsten Fall wird der Künstler damit neue Ideen anstoßen, Deinen Arbeiten eine neue Variante hinzufügen oder Dich mit einer Technik bekannt machen, die in Deinen zukünftigen Arbeiten Anwendung finden kann.
Die beschriebenen Techniken sind nun veröffentlicht und können in eigenen Arbeiten verwendet werden. Es wird im Allgemeinen davon ausgegangen, dass es zum guten Ton gehört, eine Technik, die man von jemand anderen gelernt hat, dem Künstler zuzuschreiben, wenn man diese unterrichtet oder über diese Technik schreibt. Wurde eine Technik bisher noch nicht beschrieben, sollte beim Urheber nachgefragt werden, bevor man über sie schreibt. Manchmal ist der Ursprung einer Technik unbekannt oder wird diskutiert, oder sie wurde gleichzeitig von mehreren Künstlern unabhängig voneinander entwickelt. Man kann auf jeden Fall immer erwähnen, wie man selbst von der Technik Kenntnis erlangt hat.
Bestimmte Themenbereiche sind Allgemeingut, so wie zum Beispiel ägyptische Motive, japanische Motive, Kalligraphie, Figuren aus Geschichten oder indianische Muster usw. Die „Dover“ Buchserie mit Copyrightfreien Vorlagen sind eine gute Quelle dafür. Vorsicht ist angebracht beim Gebrauch von Logos, Stempelmotiven und Motiven aus Büchern, die alle ein Copyright haben können. Wenn jedoch die Vorlage ausreichend verändert oder verfälscht wurde, ist das normalerweise kein Problem.
Kombinationen von Farben und/oder bestimmten Formen sind natürlich auch Allgemeingut. Das Problem tritt jedoch auf, wenn jemand eine bestimmte Technik + Thema + Farb/Formkombinationen genau in der gleichen Zusammenstellung wie ein bestimmter anderer Künstler verwendet. Es ergibt sich zwangsläufig, dass bei einer solchen Zusammenstellung der gleichen Komponenten das Endergebniss sehr nahe an der Originalarbeit des ursprünglichen Künstlers sein wird. Es ist in Ordnung Werke zum Ziel des Lernens zu kopieren. Das wird ja auch in veröffentlichten Artikeln angenommen. Genauso wie ja auch die großen Maler alle Kopien voneinander gemacht hatten, aber es gehört weder zum guten Ton noch ist es ethisch vertretbar, kopierte Arbeiten bei Wettbewerben oder Shows einzureichen, in Artikeln zu verwenden oder in Gallerien, Läden oder auf Märkten zu verkaufen.
Wir alle unterliegen dem Enthusiasmus das Werk eines Künstlers einfach so zu lieben, dass wir dessen Schönheit oder Faszination am liebsten aufsaugen würden. Aber es scheint doch ein Leichtes zu sein, einem eigenen Werk seine eigene Handschrift hinzuzufügen, auch wenn es von einem anderen Künstler inspiriert wurde. Versuche das Thema zu variieren oder die Farbgebung oder den Konstruktionsprozess einer bestimmten Technik. Mach dein eigenes Werk daraus. Entwickle etwas!
Es ist wichtig für unsere Gemeinschaft diesem Thema ernsthafte Beachtung zu schenken und zu Versuchen bei allgemein gültigen Richtlinien anzukommen, die wir alle anerkennen können. Es wäre jedoch eine Schande, wenn die offenen Atmosphäre des Teilens und die Kreativität unserer Gruppe durch Furcht und Sorge wegen des Gebrauchs einer Technik oder eines Themas verhindert würde, nur weil schon jemand anderes sie vorher verwendet hat. Wir alle prallen an der Inspiration von einander ab und helfen einander offen für Neues zu sein und sich auf den kreativen Prozess einzulassen! Lasst uns nicht den Weg aus den Augen verlieren!
Nan Roche
College Park, MD
Info
Nan Roches – nach wie vor – aktueller Artikel
„A Word About Copying“ von 1998 aus dem PolyInFormer der International Polymer Clay Association (IPCA)
Dies ist eine von Nan autorisierte Übersetzung ins Deutsche von Anke Humpert.